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Offener Brief des Jugendvorstands vom CLIPPO Boberg

Nach dem Spielhaus Kurt-Adams-Platz ist im Bezirk Bergedorf nun schon wieder eine Kinder-und Jugendeinrichtung wegen baulicher Mängel geschlossen worden. Laut Bergedorfer Zeitung steht fest, dass das gerade mal 10 Jahre alte Gebäude abgerissen wird. Auf die im Dezember angekündigte Schließung des Jugendhauses CLIPPO Boberg zum Jahresende 2021 reagierte der Jugendvorstand mit einem öffentlichen Schreiben:

Vielen Dank für das schöne Weihnachtsgeschenk 2021

Liebe politische Vertreter*innen, Entscheider*innen und Hamburger*innen,

zum 31. Dezember 2021 muss das Kinder- und Jugendhaus CLIPPO BOBERG seine Türen schließen, wie lange und ob sie überhaupt wieder öffnen können, ist eine existenzielle und trotzdem unbeantwortete Frage. Die Entscheidung, dass das Kinder- und Jugendhaus schließen muss, ist aufgrund eines Gutachtens zum Gebäudezustand getroffen worden, welches die Hausleitung nicht einsehen kann. Die Mitteilung darüber, dass das Haus überhaupt geschlossen werden muss, bekam die Hausleitung zwei Wochen vor der Schließung von ihren Vorgesetzten mitgeteilt, welche von dem Gutachten informiert worden waren. Mit der Hausleitung selbst oder den Betroffenen, den Kindern und Jugendlichen aus Boberg, hat niemand gesprochen und die Vielzahl an Fragen über den aktuellen Zustand und die Zukunft bleiben unbeantwortet.

In Zeiten des Coronavirus mussten alle Kinder und Jugendlichen mit privaten und schulischen Problemen gleichermaßen zurechtkommen, ohne dass ihnen ein außerhäuslicher Raum geboten werden konnte. Als die Information kam, dass das Kinder- und Jugendhaus CLIPPO BOBERG wieder Besucherinnen begrüßen durfte, war der Andrang so groß, dass dieser nur mit vorheriger Terminabmachung im Haus zu bewerkstelligen war. Die Mitarbeiter*innen des Jugendhauses haben sämtliche Konzepte und Kontaktaufnahmemöglichkeiten über Monate ausgearbeitet und versucht, für alle Kinder und Jugendliche einen sicheren Raum, außerhalb ihres Zuhauses und abseits vom Alltag bieten zu können. Dieser sichere Raum ist das CLIPPO BOBERG.

Viele Besucher*innen sind seit über der Hälfte ihres Lebens regelmäßig in der Einrichtung und gestalten diese täglich mit. Nahezu alle von ihnen wohnen in Boberg oder der nahen Umgebung und können das Haus zu Fuß oder mit dem Fahrrad leicht erreichen, was das CLIPPO BOBERG zu einem wichtigen Treffpunkt für Kinder- und Jugendliche im Bezirk macht, der an keiner anderen Stelle in Boberg vorhanden ist.

Sobald das CLIPPO BOBERG am 31. Dezember 2021 schließen muss, soll sich das
Tagesgeschehen in den zweiten Standort, das CLIPPO LOHBRÜGGE verlagern, welches sich in etwa 4 Kilometern Entfernung befindet. Doch werden die Kinder und Jugendlichen aus Boberg mit dem Programm umziehen? Ein Großteil von ihnen wird das nicht tun. Für Viele ist die Entfernung zu groß, da sich das Haus nicht mehr leicht zu Fuß erreichen lässt und neue Besucher*innen aus Boberg können nicht mehr erreicht werden, wenn sie nicht zuvor bereits über das CLIPPO LOHBRÜGGE wussten. Es ist daher unbestreitbar, dass das CLIPPO BOBERG seine Besucher*innen nicht alle nach Lohbrügge mitverlagern kann und es bleibt unklar, welche langfristigen Auswirkungen dies haben kann. Ob das CLIPPO BOBERG nach der Schließung erneut öffnen kann ist ungewiss und von keiner bezirkszuständigen Instanz kam ein Plan für die Zukunft. Eine alternative, standortnahe Überbrückung gibt es zur Zeit nicht und die darunter Leidenden, die Kinder und Jugendlichen, wurden zu keinem Zeitpunkt in diesem Entscheidungsprozess nach ihrer Einschätzung gefragt. Damit ihre Meinung, ihre Gefühle und ihre Gedanken trotzdem ein Gehör bekommen, schreibt der Kinder- und Jugendvorstand CLIPPO BOBERG diesen Brief.

„Ich gehe schon seit über acht Jahren ins CLIPPO BOBERG und es war immer ein zweites Zuhause für mich. Es ist ein Ort zur Begegnung, wo ich auch über Jahre noch einen Kontakt zu Menschen halten kann, die ich aus der Vorschule kannte, aber ohne das Haus aus den Augen verloren hätte. Es ist ein Ort, an dem alle gemeinsam kochen, essen und lachen, aber auch politische und gesellschaftliche Themen diskutieren. Als ich von der Schließung des CLIPPOs hörte, wollte ich es zunächst nicht glauben, da ich es mir nicht mehr aus der Umgebung Bobergs wegdenken kann.

Jede*r kann vorbeikommen und bleiben wie sie*er es vermag und wird herzlich von Mitarbeiter*innen begrüßt, die mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen sind. Wichtige Entscheidungen, wie eine Schließung, müssen für alle Beteiligten nachvollziehbar, fragenfrei und mit Perspektive getroffen werden, dies war bei dem Beschluss der Schließung nicht der Fall. Obwohl das CLIPPO BOBERG für Partizipation steht, wurde kein Stück Partizipation bei der Entscheidung zur Schließung betrieben.“ – Maya Schuster (18)

„Die Offene Arbeit des CLIPPO BOBERGs ist eine oft spontane Möglichkeit gewesen sich mit Freunden zu treffen. Allerdings nicht nur der Spaß stand im Vordergrund, sondern auch bei wichtigen privaten Angelegenheiten/ Problemen wurde geholfen und stets Hilfe angeboten, die aufgrund von der Schließung, jetzt durchaus zu kurz kommen kann.“ – Jendrik Mattar (17)

„Die Hausleitung des CLIPPO BOBERG hatte mehrfach und bereits lange vor dem Gutachten Hinweise zu den Missständen des Gebäudezustands gegeben, doch diese Hinweise wurden nur sehr langsam oder gar nicht wahrgenommen. Die Umstände des Gebäudezustandes, welche nun als Schließungsgrund angegeben werden, wurden nicht rechtzeitig behoben und nun wird das Haus ohne Zukunftsperspektive geschlossen. Es gibt keine konkret geplanten und realistischen Pläne für eine räumliche Alternative, wenn das Haus schließt. Eine räumliche Alternative ist meiner Meinung nach jedoch notwendig, da die Schließung sehr kurzfristig angesetzt ist und es kaum Zeit für die Hausleitung oder die Besucher*innen gab, sich auf die Schließung einzustellen. Es scheint zur Zeit nicht der Fall zu sein, dass eine schnell umsetzbare Alternative geplant ist, aber wenn es keine Alternative in Boberg gibt, dass sollte das CLIPPO BOBERG zumindest länger geöffnet bleiben dürfen.“ – Sarah Lehmkühler (17)

Das Kinder- und Jugendhaus CLIPPO BOBERG ist der einzige Ort in Boberg, an dem sich Kinder und Jugendliche sicher und betreut begegnen können. Bei endgültiger Schließung der Einrichtung werden die Kinder und Jugendlichen aus Boberg allein zurückgelassen und es kann nicht erwartet werden, dass diese entstehende Lücke durch die Mitarbeitenden im CLIPPO LOHBRÜGGE aufgefüllt werden kann. Was zurückbleibt sind unzählige Besucher*innen, die einen geschützten Raum verlieren.

Um diese Zukunft zu verhindern richten wir uns an Sie liebe politische Vertreter*innen, Entscheider*innen und Hamburger*innen. Das CLIPPO BOBERG braucht eine kurzfristige Lösung zur Überbrückung vor Ort und einen langfristigen Plan zum Erhalt der Einrichtung in Boberg. Eine Alternative außerhalb von Boberg sorgt unweigerlich dafür, dass Kinder und Jugendliche die einzige lokale Anlaufstelle verlieren, die sie in Boberg haben. Wir möchten Sie dringen bitten, sich auszutauschen, eine Finanzierung zu sichern und den zukünftigen Generationen eine Treffmöglichkeit sicherzustellen.

Bitte setzen Sie sich für den Erhalt des CLIPPO BOBERG ein!

Mit freundlichen Grüßen,
Kinder- und Jugendvorstand CLIPPO BOBERG

Download als PDF z.B. hier: http://www.dorfanger-boberg-ev.de/assets/2021-12_oeffentlicher-brief-zur-clippo-schliessung.pdf

  1. Wenn das Clippo Boberg erst ein mal zu ist – dann ist so wie so alles zu spät. Dann kann niemand mehr ein Gegengutachten machen. Manchmal macht man es sich zu einfach – statt alternativen zu schaffen – während der Umbaufase – oder der Neubaufase. Denn wenn nichts mer da ist – dann ist das für alle sehr schwer alternativen zu schaffen. Normaler weise geht das alles so gar nicht, – aber scheinbar werden hier alle vor Alternativen gestellt. Wie ruhig das noch so bleibt – weiß ich nicht – aber die Jugendlichen müßten jeden zweiten Tag – oder jedes Wochenende sicvh vor dem Bezirksamt treffen – um dort ihre Aktivitäten ausüben. Denn so etwas kann man zwar machen – aber hier zu braucht man Verbündete aus der Jugendpolitik !! Wie realistisch das denn nun in der Zukunft wird – weiß ich nicht – aber macht was ihr könnt, weil das so nicht sein darf !!
    Erich Heeder – Sitz im Sozialenentwicklungsraum von Billstedt bis Horn

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