Gerne verbreiten wir die Stellungnahme vom Bauspielplatz Hexenberg zur Hetze in rechten Foren. Unterhalb der Stellungnahme befindet sich eine Auflistung der Unterzeichner*innen (Organisationen und Einzelpersonen), die sich mit dem Baui Hexenberg solidarisieren. Wer sich auch solidarisieren will, kann sich unter folgender Email melden: info@entschlossen-offen.de
Stellungnahme zur Hetze in rechten Foren
Der Bauspielplatz Hexenberg ist eine Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und sozialräumlicher Familienarbeit im Bezirk Altona. Die Trägerin ist die GWA St Pauli mit Standort am Hein-Köllisch Platz. Die Einrichtung arbeitet seit gut zwei Jahren an einem diversitätsorientierten Konzept mit Fokus auf queersensible Arbeitsweisen und hat entsprechend dazu ein Konzeptmodul entwickelt und das Arbeitsteam darin professionalisiert. Ein Ergebnis dieses Prozesses ist ein Freizeitangebot für Trans* und nicht-binäre Kids. Das Angebot findet monatlich an einem Wochenendtag statt und lädt alle jungen Menschen zwischen und 8 und 12 Jahren dazu ein.
Erschreckenderweise wurde auf zwei rechten Plattformen und einem YouTube Channel ein Hetzartikel über den Bauspielplatz Hexenberg gefunden, der genau gegen jenes Angebot in abfälliger Art berichtet und die Einrichtung diffamiert. Wir sahen uns deshalb gezwungen zum Schutz der jungen Menschen, das Freizeitangebot für Trans* und nicht-binäre Kids kurzfristig an einen anderen Standort zu verlegen. Damit wurde die Idee ein offenes, niedrigschwelliges Freizeitangebot für junge Menschen anzubieten, nicht mehr durchführbar. Aktuell können wir nur mit verbindlicher telefonischer Anmeldung Datum und Ort bekanntgeben.
Dieser Ansatz entspricht nicht den Leitprinzipien der Offenen Kinder und Jugendarbeit, was uns als Einrichtung der OKJA (Offene Kinder- und Jugendarbeit) sehr bestürzt. Das Angebot eines Trans* und nicht-binären Kids Treffs wollen wir damit aber keinesfalls in Frage stellen, sondern vielmehr die Bedeutung diversitätsorientierter Orte und Angebote betonen.
Angebote der Offenen Kinder und Jugendarbeit leisten einen wichtigen Beitrag, jungen Menschen demokratische Normen und Werte dieser Gesellschaft erfahrbar zu machen, aber sich auch kritisch mit systembedingten Diskriminierungen auseinanderzusetzen. Mit der Anpassung des SGB VIII vor allem durch den § 9, wird eine gesetzliche Grundlage für Einrichtungen der Jugendhilfe geschaffen, das jungen trans*identen Menschen eine Teilhabe in Einrichtungen der Jugendhilfe gesetzlich zusichert. Junge Menschen müssen selbstbestimmt und voller Selbstvertrauen in dieses gesellschaftliche System gehen können, ohne Angst davor zu haben, z.B. als fremd gelesen zu werden oder aufgrund von Trans*Identität diskriminiert zu werden. Die UN-Kinderrechtskonventionen beschreibt dazu vor allem in Artikel 2 das Recht auf Gleichheit und Diskriminierungsfreiheit.
Die Einrichtung hat sich auf dem Weg gemacht, einen inklusiven barrierearmen Ort zu entwickeln, sich unterschiedlicher Bedürfnisse und Bedarfe junger Menschen anzunehmen und in wertschätzender und akzeptierender Weise zu begleiten, Räume zu öffnen und Wege zu ebnen. Wir arbeiten sozialraumorientiert und setzten uns kritisch innerhalb der Arbeitsstrukturen mit systembedingten Barrieren auseinander.
Mit dem Umzug in den barrierearmen Neubau sind gute Voraussetzung für alle Nutzer*innen geschaffen, sich in dem Gebäude aufzuhalten und entlang eigener Themen und Interessen Freizeit zu gestalten, als aktiven Prozess, manchmal auch mit Co- Assistenz durch die Fachkräfte.
Es braucht eine mutige und entschlossene gesellschaftspolitische Haltung in den Einrichtungen, die Diskriminierung und Gewalt gegenüber marginalisiertem Nutzer*innen nicht akzeptiert und aktiv allen Diskriminierungen entgegentritt.
Es braucht aber ebenso eine auskömmliche Finanzierung von Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, damit ein diversitätsorientiertes, alltagsinkludiertes pädagogisches professionelles Handeln auf allen Ebenen möglich wird. Die GWA St. Pauli e.V. als Trägerin der Einrichtung steht hinter den Mitarbeitenden und der diversitätssensiblen Ausrichtung und nimmt dankend die Impulse die der Bauspielplatz in seinem Konzept verankert, für alle Mitarbeitenden und eine diversitätsorientierte Entwicklung der Einrichtung auf.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Diskriminierung und rechte Hetzte machen auch vor Kindern und Jugendlichen in einer offenen demokratischen Gesellschaft nicht Halt, was uns zutiefst erschüttert. Anfeindungen dieser Art dürfen nicht zum „Normalzustand“ werden. Wir möchten durch diese Stellungnahme eine Sichtbarkeit von aktuellen gesellschaftlichen Bewegungen herstellen, wir wollen Bündnisse schaffen, und gemeinsam auf Diskriminierungen aufmerksam machen- immer und überall.
Hamburg den, 22.03. 2024 Bauspielplatz Hexenberg
Unterzeichner*innen:
Organisationen
Interessensvertretung Offene Arbeit (IVOA)
Verband Kinder- und Jugendarbeit Hamburg e.V. (VKJH)
Jugendclub Burgwedel
Lenzsiedlung e.V.
Mädchen*treff Lohbrügge
Trockendock e.V.
ASP Wegenkamp e.V.
Gästewohnung des ASP Wegenkamp
Straßenpirat:innen e.V.
SOAL e.V.
Pink Beratung & Training
Kinderbuchladen im Schanzenviertel
Jugendzentrum Startloch
Regionales Wohnprojekt Schanzenviertel, Hamburger Kinder und Jugendhilfe e.V.
Jugendwohnung Burgwedel, Hamburger Kinder und Jugendhilfe e.V.
Bauspielplatz Rübezahl
Verein für Jugendpflege Steilshoop e.V.
Spielgelände Gleiwitzer Bogen e.V.
Aktivspielplatz Uhlenhorst
Abenteuerspielplatz Eimsbüttel Nord
Mädchentreff Ottensen, Kinderschutzbund Hamburg e.V.
Dolle Deerns* e.V.
Bauspielplatz im Schanzenviertel e.V.
Centro Sociale
Bauspielplatz Berne
Auf Kurs Jugendhilfe
HUDE
Movego Jugendhilfe
Vereinigung Pestalozzi
Jugend- und Freizeitzentrum Bahrenfeld
Jugendberatung Apostelkirche
Jugendclub Weissenhof
Aktivspielplatz Farmsen e.V.
Kinder- und Jugendtagesstätte Silbersack
Jugend und Sport e.V.
Mädchentreff Schanzenviertel e.V.
ASP Linse
Ombudsstelle Hamburg OHA! Verstärker für Kinder- und Jugendrechte
Hamburger Kinder- und Jugendhilfe e.V
Bauspielplatz Tweeltenmoor
Einzelpersonen
Meinhard Lamp’l (Sozialpädagoge i.R. aus dem Bereich OKJA)
Moritz Schwerthelm (Universität Hamburg, Arbeitsbereich Sozialpädagogik)
Prof. Dr. Tilman Lutz (HAW Hamburg)
Andrea Wagner (Vorstand ASP Wegenkamp)
Beate Gartmann (Fachbereichsleitung offene Arbeit im DKSB, Landesverband Hamburg)
Amelie Wegner
Mareike Sprenger
Bettina Schmerer
Nadja Brexel
Matthias Weser (Sozialarbeiter, EH Hamburg)
Roelof Schaart (Hakiju)
Kristina Krüger (Diakonie Hamburg)
Marco Schwarz
Judith Steeck (Quartiersprojekt, DW des Kirchenkreises HH- West/ Südholstein)
Prof. Dr. Timm Kunstreich (Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit
und Diakonie Hamburg)
Stefan Schatz (Geschäftsführung Jugend und Sport e.V.)
Verena Müller
Dagmar Klages
Franziska Krömer (Vorständin Hamburger Kinder- und Jugendhilfe e.V.)
(Stand 22.05.2024)
Ich habe die Stellungnahme gelesen, und bin fassungslos und bestürzt über den Vorfall – erst recht angesichts der zeitlichen Nähe von landesweiten Solidaritätsbekundungen, in denen sehr große Teile der Gesellschaft ihre Solidarität ausdrückten.
Ich unterstütze die o.a. Arbeit im Baui, halte sie für ausgesprochen wichtig für unsere jetzige und zukünftige Gesellschaft, und erkläre mich solidarisch mit allen Beteiligten.